Was wären wir ohne Menschen, die den Mut und das Können aufbringen, Dinge anzuschieben und umzusetzen? Die sich trauen, ihre Ideen und Pläne zu verwirklichen und damit Erfolg haben? Die andere begeistern, neue Produkte erfinden und neue Dienstleistungen anbieten? Nun ja, vermutlich würden wir immer noch in Höhlen leben und hin und wieder einen gefangenen Fisch gegen ein paar gesammelte Beeren tauschen. Das was uns voranbringt, sind diejenigen, die Visionen entwickeln und sie konsequent umsetzen.
Heutzutage werden solche Menschen Gründer genannt – und von denen gibt es in Deutschland glücklicherweise recht viele. Etwa eine Millionen Gründungen hat es offiziellen Zahlen zufolge 2015 gegeben, davon rund drei Viertel im gewerblichen Bereich. Pro 1000 Erwerbstätige gibt es je nach Bundesland zwischen 7 (Sachsen-Anhalt) und 26 (Berlin) Gründer, von denen im Schnitt mehr als 70 Prozent Männer sind. Wichtig ist zu beachten, dass nicht alle Gründungen auch erfolgreich sind. So stehen den 299.000 gewerblichen Existenzgründungen etwa 328.000 Liquidationen gegenüber – das bedeutet eine negative Bilanz von 29.000 Gründungen.
Mit diesen Zahlen lässt sich festhalten: Da ist noch Luft nach oben, sowohl was die reine Zahl als auch die Qualität von Gründungen betrifft. Viele Menschen, die sich gerne selbstständig machen würden, haben nicht den Mut dazu, manchmal fehlt es ihnen auch schlicht an Wissen. Aber: Gründen kann man lernen. Aus dieser festen Überzeugung heraus ist im Frühjahr 2016 das Projekt Gründergeist@Münsterland entstanden. Im Zentrum stehen fünf vernetzte Gründerschmieden in den Kreisen Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf sowie in der Stadt Münster. Ziel des Projektes: „Wir wollen das Gründungsklima in der gesamten Region dauerhaft verbessern und höherqualifizierte Gründungspotenziale aktivieren“, sagt Projektleiterin Monika Leiking vom Verein Münsterland.
Konkret soll das durch Angebote für künftige Gründer passieren – ganz gleich, ob sie bereits eine feste Idee haben, oder noch am Anfang stehen und auf der Suche nach einem Businessmodell sind: In vier Durchgängen mit einer Dauer von je sechs Monaten bekommen die Geschäftsführer von morgen eine kostenlose und professionelle Unterstützung in allen Phasen des Gründungsprozesses. Dazu gehören beispielsweise Hilfe bei der Ideenfindung durch spezielle Kreativitätstechniken, Hilfe bei der Erarbeitung einer Strategie und abschließend die Hilfe bei der Ausarbeitung eines Businessplans, wobei der Realitäts-Check eindeutig im Mittelpunkt steht: Ist das, was der Gründer vorhat überhaupt umsetzbar? Kann er mit seiner Idee Erfolg haben? Und falls ja, bringt er persönlich dafür die richtigen Voraussetzungen mit? Wichtig ist, dass alle diese Phasen ohne starre Strukturen, sondern individuell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Teilnehmers abgestimmt sind – jeder soll die Förderung bekommen, die er auch wirklich braucht.
Das Angebot soll alle ansprechen, die den Wunsch haben, ihr eigener Chef zu sein, aber noch nicht unbedingt eine konkrete Geschäftsidee haben: Berufstätige, Studenten und Arbeitssuchende gleichermaßen. „Potenzielle Gründer können sich hier austauschen, netzwerken, unter Gleichgesinnten arbeiten und von der kompetenten Hilfestellung durch feste Ansprechpartner profitieren“, sagt Leiking. Ein Highlight für Gründungswillige ist der erste regionale Businessplan-Wettbewerb 2019, der sich sowohl an die Teilnehmer der Gründerschmieden als auch an alle anderen potenziellen Gründer im Münsterland richtet. Wobei es nicht immer darum gehen muss, neue Ideen zu entwickeln. Manchmal könne man genauso erfolgreich sein, wenn man etwas Bestehendes völlig neu denkt, sagt Leiking. Auch eine Betriebsübernahme kann dabei eine Möglichkeit sein, seine Idee zu verwirklichen. Darüber berichtet beispielsweise Dirk Kuper den künftigen Gründern: Er ist seit 2015 Geschäftsführer der Goldbeck Wasseraufbereitung & Hygiene GmbH & Co. KG.
So eine wichtige Idee wie die des Gründergeist@Münsterland gehört gefördert – das dachte sich auch die Jury des Förderprogramms Regio.NRW des Landes Nordrhein-Westfalen, die das auf drei Jahre angelegte Projekt mit insgesamt 800.000 Euro unterstützt. So soll die Zahl von zuletzt weniger als 8000 Existenzgründungen im Regierungsbezirk Münster (ein historischer Tiefstand) möglichst schnell wieder steigen und damit der gesamten Region positive Impulse geben. Auf der Homepage des Projekts werden regionale Angebote für Gründungswillige sichtbar gemacht. Hier gibt es neben den Projektinhalten auch Informationen zu Veranstaltungen, Beratungsstellen und Netzwerken im Münsterland.
www.gruendergeist-muensterland.de