EFRE/JTF in Nordrhein-Westfalen

14plus – Gesellschaftliche und berufliche Perspektiven für Jugendliche aus städtischen Problemgebieten

In städtischen Problemvierteln wachsen junge Menschen unter erschwerten Bedingungen auf. Hier leben besonders viele Arme, Alleinerziehende und Zugewanderte. Viele junge Menschen haben Erfahrungen mit Benachteiligung und Ausgrenzung. Die Folge ist, dass sie in einem Milieu verweilen, in dem diese Perspektivlosigkeit zum alltagsbestimmenden Faktor wird und die Möglichkeiten, diesem zu entgehen, immer geringer werden. „Die zweite und dritte Generation der Zuwanderer ist nicht so gut integriert, wie man es erwarten oder erhoffen könnte“, benennt Oliver Steinke eine Entwicklung, die gerade in den Ballungszentren in Nordrhein-Westfalen zu Problemen führt. Damit Jugendlichen mit Migrationshintergrund dennoch Perspektiven für ihr berufliches und gesellschaftliches Fortkommen geboten werden können, betreut der Diplom-Pädagoge das Projekt „14plus“.

Unter der Koordination der Landes-Gewerbeförderungsstelle des nordrhein-westfälischen Handwerks und in enger Abstimmung mit der Landeszentrale für politische Bildung Nordrhein-Westfalen arbeiten Schulen, Handwerk und Berufsberatung der Bundesagentur für Arbeit zusammen, um Schüler ab der siebten Klasse zur aktiven Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermuntern, und ihnen die Basis für einen beruflichen Erfolg zu geben. „Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass es beim Heranwachsen und in der Sozialisation nicht zu Ausgrenzung und somit zur Resignation kommt“, erklärt Steinke.

An 21 Schulen in 13 städtischen Problemgebieten in NRW bietet 14plus dafür ein Programm, das sowohl die individuellen Stärken der Jugendlichen herausarbeitet und unterstützt als auch Demokratieverständnis und Gemeinschaftssinn fördern soll. Um die Entstehung problematischer Orientierungen zu vermeiden, setzt das Projekt hierbei bereits in der 7. Jahrgangsstufe an und begleitet die Schülerinnen und Schüler bis zum Übergang in den Beruf beziehungsweise in die weiterführende Schullaufbahn.

Berufswahlorientierung und Demokratielernen greifen bei 14plus ineinander, um einen möglichst umfassenden und nachhaltigen Effekt im Sinne der Entwicklung von beruflichen, persönlichen und gesellschaftlichen Perspektiven bei den Schülerinnen und Schüler zu erzielen. Selbstwertgefühl und Selbstverantwortung der jungen Menschen zu stärken, ist das übergreifende Ziel und die verbindende Klammer von Demokratie lernen und vertiefter Berufsorientierung.

Konkret beginnt 14plus mit einem spielerischen Ansatz, dem so genannten „Parcours der Fähigkeiten". Die Schülerinnen und Schüler durchlaufen dabei verschiedene Stationen mit praktischen Aufgaben, deren Lösung unterschiedliche Fähigkeiten und Fertigkeiten erfordern. Das Besondere des Parcours ist, dass die Jugendlichen nicht bewertet werden, sondern sich selbst einschätzen und so ein erstes Profil ihrer Begabungen und Motivationen erstellen. In den höheren Klassenstufen nehmen der Verbindlichkeitsgrad und die Durchführungsdauer der Programmmodule kontinuierlich zu, zum Beispiel im Rahmen von Werkstatt- und Betriebspraktika. „So können die Schüler eigene Neigungen und Talente erkennen und ausbauen und erhalten zudem eine für sie bis dato oftmals fremde Form der Wertschätzung ihrer Fähigkeiten und Leistungen.“

Das Erkennen der eigenen Rechte und Pflichten und die Anerkennung der Rechte des jeweils Anderen sind die Grundlage selbstverantwortlicher Teilhabe in der Demokratie. „Grund- und Menschenrechte ermöglichen es, Auseinandersetzung auf Augenhöhe und Konflikte gewaltfrei zu lösen. Wir vermitteln Alternativen zu gewaltgeprägtem und anderweitig sozial nicht tolerierbarem Verhalten. Die Jungendlichen lernen in Rollenspielen und spielerischen Entscheidungssituationen, Alltagsprobleme und Konflikte zu erkennen und zu bearbeiten.“ erläutert Dr. Hans Wupper-Tewes von der Landeszentrale für politische Bildung diesen Ansatz.

Gerade einfache, alltagsnahe Projekte zeigen oft eine große Wirkung: Z.B. wenn die Schülerinnen und Schüler mit einem Plan ihrer Schule die Orte erkunden, an denen es besonders oft zu Streitigkeiten und Rangeleien kommt, Verbesserungsvorschläge erarbeiten und diese dann in der Schulkonferenz vertreten – oder wenn sie im Werkstattpraktikum eigenständig ein Produkt anfertigen, etwa eine Sitzbank, die in der Schule gebraucht und eingesetzt wird.

14plus wird durch das NRW EU Ziel2-Programm sowie die Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen der Bundesagentur für Arbeit und das Land NRW gefördert, weil es in belasteten Quartieren besonderer Anstrengungen bedarf, um die Ausbildungs- und Beschäftigungsfähigkeit zu sichern. Klein- und Mittelbetriebe werden zunehmend darauf angewiesen sein, quartiersnah qualifizierbaren Nachwuchs zu gewinnen. Bildung und Ausbildung sind die Schlüssel, sowohl für individuelles Fortkommen als auch für die Entwicklungsperspektiven einer nachhaltig orientierten lokalen Ökonomie.

Aus dem EFRE-Förderbudget stellt die EU 2,3 Millionen Euro zur Verfügung, zu denen das Land NRW noch einmal rd. 585.000 Euro beisteuert.

Schließlich haben 35,5 Prozent aller Schulpflichtigen in NRW einen Migrationshintergrund, und in der Altersgruppe der unter Sechsjährigen liegt der Anteil bereits bei über 42 Prozent.

Weiterführende Informationen unter www.14plus-nrw.de


Kontakt

Landes-Gewerbeförderungsstelle
des nordrhein-westfälischen Handwerks (LGH)
Auf'm Tetelberg 7
40221 Düsseldorf

Oliver Steinke
Tel 0211 30108-391
steinke(at)lgh.de
www.14plus-nrw.de