Das Projekt FALKO.NRW hat sich zum Ziel gesetzt, Falldaten von Patienten digital so aufzubereiten, dass sie jederzeit allen behandelnden Ärzten und Einrichtungen zur Verfügung stehen. So können Diagnosen schneller gestellt und Patienten besser versorgt werden.
In einer immer vernetzteren Welt ist dieses Problem eigentlich unglaublich: Da gibt es Patienten, die nicht die bestmögliche Behandlung bekommen, weil ihre Daten nicht gleichermaßen allen behandelnden Ärzten und Einrichtungen zur Verfügung stehen. Um es noch konkreter zu machen – wenn Ärzte in einer akuten Situation nicht von allen möglichen Vorerkrankungen wissen, wenn ihnen in einem wichtigen Moment entscheidende Unterlagen fehlen, dann fällt es ihnen umso schwerer, die richtigen Schlüsse zu ziehen und den Patienten adäquat zu behandeln. Oder die Behandlung zieht sich unnötig – und für den Patienten möglicherweise gefährlich – in die Länge, weil Daten erst noch organisiert und aufbereitet werden müssen.
Dieses Problem zu lösen, daran arbeitet das Projekt FALKO.NRW – eine Abkürzung für „Medizinische Falldatenkommunikation in interoperablen Netzwerken“. Das Projekt ist im Rahmen der Medica 2015, der Weltmesse der Medizinbranche, als Sieger des Leitmarktwettbewerbs Gesundheit.NRW hervorgegangen und wird seit März 2016 mit Fördermitteln unterstützt, unter anderem durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung in NRW. Ziel von FALKO.NRW ist es, den standardmäßigen Austausch von fallbezogenen Informationen zwischen allen an einer Behandlung beteiligten Ärzten und Einrichtungen (sogenannten Leistungserbringern) zu fördern.
Dabei gilt es, eine Reihe von Hürden zu überwinden, denn die reibungslose elektronische Kommunikation scheitert zum Beispiel im Fall einer Verlegung oder bei der Konsultation eines Arztes außerhalb des Netzwerkes oft an mehreren Punkten: Ein Problem ist, dass die relevanten Daten beim Versender in unterschiedlichen Formen vorliegen. Das können Notizen auf Papier, CDs, unterschiedliche Dateien oder Akten sein. Aber selbst digitale Daten stammen oft aus unterschiedlichen Quellen (KIS, PACS, EKG, RIS, um nur ein paar zu nennen) und können nicht ohne Weiteres für den Versand zusammengestellt werden. Und schließlich kommt es immer wieder vor, dass Einrichtungen Systeme unterschiedlicher Hersteller verwenden und eine einfache Weiterverarbeitung der Daten an der technischen oder inhaltlichen Kompatibilität scheitert.
FALKO.NRW hat also eine ganze Reihe von Baustellen zu bearbeiten, wobei die ersten Schritte bereits getan sind. Nachdem der Westdeutsche Teleradiologieverbund (TRV) mit mehr als 280 angeschlossenen Kliniken und Praxen gezeigt hat wie der Versand von Bilddaten zwischen unterschiedlichen Einrichtungen standardbasiert funktioniert, soll nun auf dieser Basis eine Struktur aufgebaut werden, die es möglich macht, alle Falldaten unterschiedlicher Systeme miteinander auszutauschen.
Bei ihrer Arbeit setzen die 16 Projektpartner und die fünf assoziierten Partner aus NRW auf ein Hauptprojekt und fünf unterschiedliche Teilprojekte. Im Fokus von FALKO.NRW stehen die Kooperationswege zwischen den vier Krankenhäusern der Ruhr-Universität Bochum, die vor allem bei Verlegungen, aber auch bei Fallkonferenzen und Konsultationen täglich genutzt werden. Ziel ist es allen Stellen zu ermöglichen, routinemäßig und digital auf Arztbriefe, Vorbefunde, Untersuchungsergebnisse, Bilddaten und Medikationspläne zugreifen zu können. Ein Vorteil ist hier, dass für die neu aufzubauende Falldatenkommunikation bereits vorhandene Strukturen und Wege genutzt werden können, so dass das Hauptprojekt schnell zu einer Blaupause auch für andere Einrichtungen und Krankenhäuser werden kann.
In den Teilprojekten geht es darum, Lösungen zu entwickeln von denen sofort alle teilnehmenden Akteure und vor allem betroffenen Patienten profitieren. So soll durch elektronische Fallakten der Austausch von Daten und Dokumenten über die Sektoren- und Einrichtungsgrenzen hinaus möglich gemacht werden. Hierfür arbeitet FALKO.NRW mit dem Rechenzentrum Volmarstein und dem Unternehmen Health Care IT Solutions zusammen. Im „Virtuellen Case Assistant“ hingegen geht es darum, eine Softwarelösung zu finden, die den behandelnden Medizinern ein Instrument zur Verfügung stellt das bei der Überleitung und Falldatenkommunikation aktiv unterstützt: Zum Beispiel, indem sie automatisch Folgetermine vorschlägt oder Therapien empfiehlt. Andere Teilprojekte konzentrieren sich hingegen auf die Kommunikation bei schwer verletzten Patienten oder auf eine möglichst optimale Versorgung in der Rehabilitation nach einem Krankenhausaufenthalt. Alle Wege aber schließlich haben das eine Ziel: Patienten möglichst optimal zu versorgen, damit sie schnell wieder gesund werden.
Weiterführende Informationen: Falko.NRW
3.641.112 Euro Gesamtinvestition, davon:
1.638.906 Euro EFRE Fördermittel
167.893 Euro NRW Landesmittel
Westfälische Hochschule Gelsenkirchen Bocholt und Recklinghausen
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
DMI GmbH & Co.KG
Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH
Hochschule Niederrhein
Uniklinik RWTH Aachen
MedEconRuhr GmbH
contec - Gesellschaft für Organisationsentwicklung GmbH
IHE Deutschland e.V.
Berufsgenossenschaftliches Klinikum Bergmannsheil gGmbH
CompuGroup Medical Deutschland AG
Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum gGmbH
St. Josef- u. St. Elisabeth-Hospital gGmbH Bochum
VISUS Health IT GmbH
St. Elisabeth Gruppe GmbH - katholische Kliniken Rhein-Ruhr
RZV Rechenzentrum Volmarstein GmbH
Stärkung von Forschung, technologischer Entwicklung und Innovation
01.03.16 - 28.02.19