Was soll ich nach der Schule bloß machen? Diese Frage stellen sich jedes Jahr tausende Junge Menschen – und treffen aus Unwissenheit und manchmal auch aufgrund des Drucks aus der Familie die falschen Entscheidungen. Das führt zu Frust und einer hohen Abbrecherquote von 25 Prozent. Das Technikzentrum Minden-Lübbecke will dem etwas entgegensetzen – und setzt dafür auf fundierte Hilfe bei der Berufswahl.
Wie geht es nach der Schule weiter, nach der zehnten Klasse, nach dem Abitur? Die Möglichkeiten sind schier unendlich und eine wirklich konkrete und vor allem realistische Vorstellung von einem Berufsbild haben die wenigsten. Oder anders herum: Wenn ich bereits weiß, dass mir Kreativität und selbstständiges Arbeiten besonders wichtig sind – sollte ich dann unbedingt etwas mit Design oder Textilien machen? Welche Möglichkeiten gibt es noch, von denen ich möglicherweise noch nie etwas gehört habe – die aber vielleicht viel besser zu mir passen würden?
Schnell wird klar: Die Berufswahl ist eine große Herausforderung für jeden Menschen. Das zeigt auch die Quote von 25 Prozent bei den Ausbildungs- und Studienabbrüchen. Viele sind dieser Herausforderung nicht gewachsen, haben falsche Vorstellungen, treffen nicht immer die für sie besten Entscheidungen. Das führt zu einem weiteren Dilemma. So hatten im Jahr 2011 in Deutschland rund 7,5 Millionen Menschen im Alter zwischen 16 und 64 Jahren keine abgeschlossene Berufsausbildung. Grund auch hier: Die Berufswahl wird oft mit falschen Erwartungen, auf Druck der Familie oder mit geringer Motivation getroffen. Das führt zu einer hohen Abbrecherquote – sei es im Ausbildungsbereich oder im Studium. Auf diese Weise werden Lebenswege belastet und es entstehen unnötige Kosten für die Betriebe und die Gesellschaft. Dass Deutschland gleichzeitig gegen einen immer gravierenderen Fachkräftemangel kämpft, kommt erschwerend hinzu.
Hier muss dringend etwas getan werden – das dachte sich auch das Technikzentrum Minden-Lübbecke. Seit 1994 unterstützt der gemeinnützige Verein Jugendliche und Erwachsene bei der Berufswahl und kooperiert dabei mit Schulen, Lehrkräften, Unternehmen, Verbänden, Innungen, Industrie, Handel und Handwerk. Vorrangiges Ziel des Vereins ist es, vor allem Mädchen und Frauen über Berufe zu informieren, Erkenntnisse über eigene Fähigkeiten und Talente zu vermitteln, Orientierung bei der Berufswahl zu leisten und den direkten Kontakt zu Unternehmen herzustellen.
Hierbei wird das Technikzentrum, das in Südhemmern liegt, einem Ortsteil der Gemeinde Hille im Kreis Minden- Lübbecke in Ostwestfalen, unter anderem mit Mitteln des EFRE unterstützt. 2011 ist es in die Räume einer denkmalgeschützten alten Zigarrenfabrik umgezogen – und hat der ehemaligen Fabrik wieder Leben eingehaucht, sowohl den Innenräumen als auch dem Außengelände.
Die vom Technikzentrum entwickelten und lizenzierten Berufsparcours-Veranstaltungen bringen jährlich rund 50.000 Jugendliche mit 3.800 Unternehmen zusammen. Unternehmen und Handwerksbetriebe nutzen dabei die Gelegenheit, geeignete Auszubildende zu finden. Ein weiterer wichtiger Baustein der Arbeit des Zentrums ist das sogenannte Talenthaus – ein temporäres System, bei dem für eine bestimmte Zeit (in der Regel Tage oder Wochen) in einem leerstehenden Gebäude die unterschiedlichsten Angebote im MINT- Bereich und zur beruflichen Orientierung stattfinden. Auf diese Weise konnten seit 1994 Erfahrungen bei der Arbeit mit mehr als 1.000.000 Jugendlichen und Erwachsenen gebündelt werden.