EFRE/JTF in Nordrhein-Westfalen

Vollständig implantierbares Kunstherz – Hoffnung für hunderttausende Herzpatienten

Die Diagnose, ein nicht ausreichend funktionsfähiges Herz zu haben, ist für jeden Menschen erschreckend. Die folgende Beratungsinformation, inwieweit dieses ersetzt werden kann, vertieft diesen Schrecken. Denn jährlich stehen weltweit etwa 4.000 Spenderherzen zur Verfügung. Dem gegenüber gibt es aber mindestens 150.000 bis 200.000 Personen, die ein neues Herz benötigen.

Allerdings können Patienten, bei denen eine Schwäche des Herzens festgestellt wurde, darauf hoffen, zukünftig größere Aussichten auf ein Weiterleben zu haben. Denn am Institut für Angewandte Medizintechnik im Helmholtz Institut der RWTH Aachen wird fieberhaft daran gearbeitet, ein vollständig implantierbares Kunstherz für den Einsatz in Kliniken zu entwickeln.

„Mit dem Kunstherzen können wir vielen Menschen eine Überlebensoption bieten, die eigentlich in ihrer schwierigen Situation keine Chance mehr haben“, nennt Professor Ulrich Steinseifer, der das Projekt an der RWTH federführend betreut, einen Faktor der Arbeitsmotivation.

In Zusammenarbeit mit der ebenfalls in Aachen ansässigen mecora Medizintechnik GmbH haben die Wissenschaftler schon ein Kunstherz entwickelt, das im Labor funktioniert und dort auch optimale Messwerte liefert. „Auf dem Weg zum Einsatz in den Kliniken müssen wir aber noch einige Jahre Forschungszeit einkalkulieren“, will Steinseifer keine unrealistischen Perspektiven aufkommen lassen.

Für diese weitere Forschung erhält das verantwortliche Team aus Ärzten und Ingenieuren Fördermittel aus dem NRW EU-Ziel 2-Programm. Dem Gewinner des Wettbewerbs „Med in.NRW – Innovative Gesundheitswirtschaft“ stellen der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und die Landesregierung NRW die Unterstützungssumme von 4,3 Millionen Euro zur Verfügung.

„Uns ist es bereits gelungen, ein System zu schaffen, bei dem der Antrieb erstens recht klein und zweitens fester Bestandteil des Kunstherzens ist“, erläutert der Professor einen der elementaren technischen Aspekte. „Bei alten Systemen ist dieser Antrieb außerhalb des Körpers.“ Das Aachener Kunstherz kann daher vollständig in den Brustkorb eingesetzt werden. Da es überdies in der Größe vergleichbar mit einem menschlichen Herzen ist und so verträglich, dass Patienten es mehrere Jahre im Körper tragen können, ist dem Konsortium aus Wissenschaftlern und Medizintechnikern ein enormer Fortschritt gegenüber bisherigen Lösungsmodellen gelungen.

„Folge der riesengroßen Lücke zwischen dem Bedarf und dem Angebot an Spendenorganen ist, dass die Betroffenen lange auf eine Transplantation warten müssen. Zeit, die viele leider nicht mehr haben“, benennt Steinseifer das aktuelle Problem in aller Deutlichkeit. „Diese Zeitspanne können wir vergrößern, indem das Kunstherz für mehrere Jahre an die Stelle des menschlichen tritt.“

Und parallel zu diesem wertvollen Zeitgewinn für die Patienten, verschaffen sich die Projektentwickler ebenfalls weiteren Spielraum: für fortschreitende Forschungs- und Testreihen zur anhaltenden Verfeinerung ihres lebensrettenden vollständig implantierbarem Kunstherzen.

Weiterführende Projektinfos: Film ab!


Kontakt

Helmholtz Institut
AME - Institute of Applied
Medical Engineering
Prof. Dr.-Ing. U. Steinseifer
Pauwelsstr. 20
52074 Aachen
steinseifer(at)hia.rwth-aachen.de
www.ame.hia.rwth-aachen.de