EFRE/JTF in Nordrhein-Westfalen

field2factory – Optimierte Prozessketten in der Zuckerrübenlogistik via Satellitennavigation

Mit Satellitendaten auf Zuckerrüben schießen

Wenn ein Unternehmensverbund sich aufmacht, die Ernte und Verarbeitung von Zuckerrüben zu optimieren und in den Kern dieser Bemühungen simulierte Satelliten-Daten eines in der Entwicklung befindlichen europäischen Großprojekts stellt, ist es verständlich, dass bei interessierten Laien ein leichtes Stirnrunzeln und die Redensarten vom Schießen auf Spatzen mit Kanonen aufkommen. Allerdings wird dieses Projekt mit dem Titel „field2factory“ auch noch mit rund 363.000 Euro durch das NRW-EU Ziel2-Programm gefördert. Spätestens mit dieser Information wird deutlich, dass es sich bei dem Forschungsvorhaben, das unter der Projektkoordination der Mülheimer GEOsat GmbH zusammen mit der AED-SICAD AG (Bonn) und der Zutra Speditions-Gesellschaft mbH (Köln) als Technologiepartner durchgeführt wird, um etwas ganz Besonderes handelt.

Denn das Konzept ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie in einem Einsatzfeld, das für die Öffentlichkeit leicht nachvollziehbar ist, die Ergebnisse aufwendiger Forschung zum Tragen kommen: Auf Basis des zukünftigen europäischen Satellitennavigationssystems „Galileo“, das weltweit Daten zur genauen Positionsbestimmung liefert, sollen landwirtschaftliche Logistikprozesse komplett automatisiert ablaufen. „Unser grundsätzliches Ziel ist es, die Logistikkette von Anbau, Ernte, Transport und Verarbeitung am Beispiel der Rübenernte zu optimieren“, erklärt Olaf Ludwig, Geschäftsführer von GEOsat. „Das neue Konzept und das dahinter stehende Geschäftsmodell sind allerdings so gestaltet, dass sie auch in der Ernte anderer vergleichbarer Feldfrüchte und in ähnlichen Strukturen umgesetzt werden können.“

Hintergrund ist, dass in dieser beschriebene Handlungsabfolge die einzelnen Teilprozesse aktuell nicht reibungslos ineinander übergehen. „Die Kommunikation zwischen den Prozessbeteiligten, also Landwirt, Ernteunternehmer und Spedition, ist nicht unternehmensübergreifend und führt daher oft zu Mehrkosten, etwa für Fehlfahrten“, beschreibt Ludwig die Analyseergebnisse.

„field2factory“ beseitigt diese Schwachstellen, indem alle beteiligten Objekte mittels des Einsatzes der Systeme Global Positioning System/Galileo und RFID (Radio Frequency Identification)  automatisch identifiziert und lokalisiert werden. Via GPRS werden die ermittelten Daten an ein Geoinformationssystem (GIS) übertragen, in dem sie zeitnah erfasst und mit Hilfe von  Datenbanken verwaltet werden.

Das beginnt beim Tracking der Transportfahrzeuge, der Erfassung von Feldwegen für eine optimale Anfahrtsroute und der Zuordnung der am Feldrand gelagerten Rüben zum Anbauer“, so Ludwig. All diese Daten werden auf einem zentralen GEOServer verarbeitet und so ein durchgehender automatischer Datenfluss ermöglicht. Dass der zugangsberechtigte Nutzer jederzeit aktuelle Informationen über Anbau, Ernte, Transport, Verarbeitung und Abrechnung erhalten kann, bietet einige Vorteile: erhöhte Wirtschaftlichkeit, sinkende Betriebskosten,  gesteigerte Planungssicherheit und weniger Umwelteffekte.

Damit „field2factory“ die 250.000 Fahrzeugbewegungen für den Transport von 5 Millionen Tonnen Zuckerrüben allein im Rheinland effizienter gestalten kann, müssen die beteiligten Firmen ihre Anwendungsideen verlässlich probieren und studieren können, obwohl das Satellitensystem Galileo erst 2013 offiziell an den Start gehen wird. Dies ermöglichen drei Institute der RWTH Aachen, die im Rahmen des Projekts „Galileo above“ Testfelder aufbauen, in denen Galileo-Signale simuliert werden. Im so genannten „automotiveGate“ in Aldenhoven werden künstliche „Galileo-Satelliten“ (Pseudolites) entwickelt, die auf circa 50 Meter hohe Masten montiert werden.

„Für uns bieten sich damit hervorragende Bedingungen für die ersten Vorab-Tests von Galileo, so dass wir Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit unserer Lösungen prüfen können“, freut sich Ludwig über diese Möglichkeit, die Potenziale der zukünftigen Logistiksysteme bestimmen zu können. Denn letztlich geht es um wirtschaftliche Kriterien, und somit um die Frage, welche Anwendungen Anbau, Ernte, Transport und Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte tatsächlich optimieren, und wie die sensible Technologie im rauen Erntegeschäft gestaltet sein muss.

Weiterführende Projektinformationen: Film ab!


Kontakt

GEOSat GmbH
Olaf Ludwig
Löhberg 78
45468 Mülheim an der Ruhr 
www.geosat.de