In Deutschland sterben jährlich fast 50.000 Menschen an Lungenkrebs. Er ist damit die häufigste Krebsform mit Todesfolge. Um hier wirksamere Behandlungsformen zu finden, haben sich Wissenschaftler/innen der Universität und Uniklinik Köln, der Technischen Universität Dortmund und der Lead Discovery Center GmbH (LDC) zusammengeschlossen. Sie wollen gemeinsam neue Wirkstoffe zur Bekämpfung von Lungenkrebs entwickeln. Dafür werden sie vom NRW-Wissenschaftsministerium im Rahmen des aus dem Europäischen Fond für regionale Entwicklung kofinanzierten Projekt „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ mit rund 3,5 Millionen Euro gefördert.
„Nur personalisierte Therapieansätze können diese katastrophale Situation verbessern“, so Prof. Roman Thomas, Leiter der Abteilung für Translationale Genomik an der Universität zu Köln. Lungenkrebs ist das Paradebeispiel für den Erfolg der personalisierten Medizin. So profitieren z.B. Patienten mit einem bestimmten Gendefekt, der zur Überaktivierung des Wachstumsfaktor-Rezeptors EGFR führt von einer Behandlung mit EGFR-Hemmern. „Allerdings werden alle Patienten im Zuge der Behandlung früher oder später resistent und erleiden in der Folge einen Rückfall. Darüber hinaus gibt es noch viele Lungenkrebspatienten, die momentan keine passende Therapiemöglichkeit haben“, erläutert Prof. Thomas.
Das Ziel des PerMed-Verbundprojekts ist deshalb zweierlei: Zum einen werden die Mechanismen erforscht, die zur Resistenz gegenüber verfügbaren EGFR-Kinase-Inhibitoren führen. Zum anderen wollen sie weitere Gendefekte – u.a. im FGF-Rezeptor-Gen – identifizieren, die für die Entstehung und Behandlung von Lungenkrebs relevant sind und einen personalisierten Ansatz für weitere Patienten ermöglichen können. Denn gezielte Therapeutika können erst entwickelt werden, wenn die genetischen Veränderungen bekannt sind, die das Tumorwachstum antreiben. Auch hierfür sollen dann diagnostische Verfahren und passende Wirkstoffe bereit gestellt werden.
„Besonders spannend ist, dass wir in diesem Projekt den Bogen von der Forschung über die Diagnostik bis hin zur Entwicklung neuer Wirkstoffe spannen, die dann direkt in die pharmazeutische Entwicklung übergehen können“, meint Dr. Bert Klebl, Geschäftsführer des LDC. „Das gebündelte Know-how der Region wird so zum Mehrwert für Patienten.“
Die Partner konnten im Rahmen des NEGECA-Projektes bereits erste Erfolge erzielen. So konnte in einer aktuell veröffentlichten Studie gezeigt werden, dass Patienten mit einer Mutation im Gen des Fibroblastenwachstumsfaktor, kurz FGFR1, und gleichzeitiger Veränderung eines weiteren Gens eine verbesserte Ansprechrate mit FGFR1-Inhibitoren aufweisen. Mit diesem Wissen ist es möglich Patienten eine maßgeschneiderte Therapieoption im Zuge einer personalisierten Therapie anzubieten.
Die Partner ergänzen sich im Projekt ideal: Die Teams um die Professoren Thomas, Büttner und Wolf an der Universität Köln bzw. an der Uniklinik Köln bringen genomische Expertise, klinische Erfahrung und ihr Netzwerk „Genomische Medizin Lungenkrebs“ ein, die für die Identifikation relevanter Patientengruppen entscheidend ist. Das Team um Prof. Rauh an der Technischen Universität Dortmund ermöglicht mit seinen strukturbiologischen Kenntnissen und spezifischen Technologien die Konstruktion und erste Testung neuer Kinase-Inhibitoren. Das LDC verantwortet mit seinem interdisziplinären Team die professionelle Identifizierung und weitere Optimierung der Wirkstoffe gemäß Industriestandards bis zur „pharmazeutischen Leitstruktur“ und schafft damit die Grundlage für einen reibungslosen Übergang in die industrielle Arzneimittelentwicklung.
Dr. Graziella Bosco
Wissenschaftliche Koordinatorin der Abteilung Translationale Genomik an der Universität zu Köln
Tel.: 0221 47896861
Mail: gbosco(at)uni-koeln.de
www.translational-genomics.uni-koeln.de