EFRE/JTF in Nordrhein-Westfalen

Klimawandel für Arbeit und Familie - technologische Innovation gepaart mit sozialer Innovation

Es mag Personen geben, die mit dem Begriff des „Klimawandels“ einen schwer aufzuhaltenden Prozess der Naturkraft sehen, und darauf verständlicherweise mit Argwohn reagieren. Es gibt aber auch Personen, die den Terminus „Klimawandel“ in erster Linie als Antriebskraft verstehen, um einerseits mit innovativer Technologie der Erderwärmung entgegenzuwirken und um andererseits in Unternehmen ein familienfreundliches Arbeitsumfeld zu schaffen, und daher mit einer großen Portion Elan und Optimismus agieren.

Zu den letztgenannten gehört Dr. Angelika Filius, Projektleiterin beim Netzwerk Energie Impuls OWL, dessen institutionelles Ziel es ist, die Wettbewerbsfähigkeit der Region Ostwestfalen und des Landes NRW in den Bereichen Erneuerbare Energien und Energietechnologien zu steigern, und so dem natürlichen Klimawandel Vorschub zu leisten. 2009 ist eine neue Zielfacette hinzugekommen. „Dank der Fördersumme von rund 100.000 Euro aus dem NRW-EU Ziel 2-Programm können wir nun zusätzlich die Idee umsetzen, zum äußeren Klima auch das innerhalb der Firmen unseres Verbundes durch familienbewusste Maßnahmen positiv zu beeinflussen.“

Dabei hat die Ausschreibung des Familienministeriums das Netzwerk mit der weltweit agierenden Schüco International KG (rund 5000 Mitarbeiter/innen weltweit, davon 1900 in OWL) und der mittelständischen Innodämm GmbH aus Paderborn (25 Mitarbeiter/innen) zusammen gebracht - zwei Projektpartner, die sich wegen ihrer unterschiedlichen Arbeitsstrukturen und Personalanforderungen optimal ergänzen. „Der Wettbewerbsaufruf war ein verbindendes Element“, so Filius. „Das gibt uns jetzt die Möglichkeit, in den nächsten zwei Jahren wirkliche Veränderungen für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie voranzutreiben, die in letzter Konsequenz zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften führen sollen.“

Hier liegt der Hintergrund des Projekts. Die persönlichen Anforderungen der Arbeitnehmer, beispielsweise die Betreuung von Kindern, oder auch die Pflege von Angehörigen, sollen mit den beruflichen so verknüpft werden, dass beide Seiten einen Vorteil erzielen: die Beschäftigten durch eine gezielte Unterstützung bei ihren privaten Aufgaben und die Arbeitgeber durch zufriedenes, motiviertes und qualifiziertes Personal. „Familienkompetenz soll zu einem wichtigen Baustein der Unternehmenskultur werden,“ beschreibt Filius das allgemeine Ziel, an dem die drei Partner seit Anfang des Jahres arbeiten. „Die Unternehmen können die speziellen Nöte ihrer Mitarbeiter direkt ermitteln und Ideen schnell ausprobieren. So haben wir eine Kombination aus Innen- und Außensicht, die ein effizientes Arbeiten ermöglicht.“

Die ersten Väterworkshops haben bereits stattgefunden, konkrete Vater-Kind-Aktionen sind in Planung. Bei diesen Aktionen können die Väter ihre Kinder ohne Zeitdruck oder Rufbereitschaft erleben und die Kinder können ihr Bild des berufstätigen Vaters  - „Papa geht früh zur Arbeit und kommt spät wieder“ - kreativ korrigieren. Die Vätertreffen sind aber nur eine der insgesamt sechs familienbewussten Maßnahmen, die in der Schüco International KG und der Innodämm GmbH umgesetzt werden. Weiterhin können Eltern in speziellen Kursen ihre Erziehungskompetenz stärken, ein Eltern-Kind-Arbeitszimmer verbessert die Abstimmung zwischen Beruf und Familienleben, Mitarbeiter/innen mit Pflege bedürftigen Angehörigen werden im Management ihres Alltags unterstützt und in jedem Unternehmen wird eine Ansprechperson für alle familienrelevanten Themen ausgebildet. In einem Generationennetzwerk profitieren junge Kolleginnen und Kollegen von der Lebenserfahrung und der Unterstützung der Ruheständler.

Betont wissen möchte die Projektleiterin, dass die strukturelle Veränderung der Arbeitswelt als ein Prozess von unten nach oben verstanden wird. „Die Beteiligung der Betroffenen schon bei der Ideensuche ist entscheidend für uns und liegt den Verantwortlichen von Schüco und Innodämm auch sehr am Herzen. Beide Firmen haben den Anspruch, möglichst viele Mitarbeiter wirklich zu entlasten – nicht nur auf dem Papier“.  30 Schüco-Mitarbeiter/innen bei dem ersten Workshop zum Thema pflegebedürftige Angehörige und die angeregte Diskussion bestätigten, dass man den Bedarf richtig eingeschätzt hat. Die Innodämm GmbH weist als Handwerksunternehmen ganz andere Personalanforderungen auf. Erste Gespräche und Mitarbeiterbefragungen z.B. beim Thema Pflege deckten eine ganz neue Problemstellung auf, da viele Eltern häufig tausende Kilometer entfernt wohnen. Das Paderborner Unternehmen, das schon mehrfach für sein großes Engagement z.B. beim Thema Familienfreundlichkeit u.a. von Ursula von der Leyen ausgezeichnet wurde, sieht mit dem Projekt eine große Chance, ihre Mitarbeiter/innen noch mehr in den Mittelpunkt zu stellen.

Die insgesamt sechs Projektverantwortlichen (zwei bei jedem Partner) sind optimistisch, im geplanten Zeitraum bis Ende 2010 greifbare Strukturverbesserungen vorweisen zu können und sowohl in den beteiligten Unternehmen als auch in Region und Land zur stärkeren Wettbewerbsfähigkeit beizutragen.

Denn der Wissenstransfer ist ein weiterer elementarer Baustein des Projekts. „Wenn wir konkrete Umsetzungsformen anbieten können, die am realen Arbeitsalltag, entweder bei einem Weltkonzerns wie Schüco oder einem Mittelständler wie Innodämm, erfolgreich erprobt sind, können wir auch andere Unternehmen für diese Ansätze begeistern und nachvollziehbare Beratungsleistungen anbieten“, sind sich Filius und ihre Mitstreiter Schüco und Innodämm sicher, dass „Klimawandel“ zukünftig in vielen Unternehmen doppeldeutig gesehen wird.


Kontakt

Energie Impuls OWL e.V.
Dr. Angelika Filius
Tel. 0521-2997-842
filius(at)energie-impuls-owl.de