EFRE/JTF in Nordrhein-Westfalen

Guide4Blind – Barrierefreie Tourismusanwendungen für Blinde und Sehbehinderte

Die Zeiten von im Wind wehenden Stadtplänen, die der Benutzer oder die Benutzerin nach dem Gebrauch nicht mehr in die originäre Platz sparende Faltung zurückversetzen kann, sind in den meisten Innenstädten seit geraumer Zeit vorbei. Stattdessen wird der richtige Weg via Navigationsgerät, Smartphone oder Handy gesucht und nützliche Angebote zu Sehenswürdigkeiten und Öffnungszeiten gibt es noch zusätzlich. Die Anwendungen sind mittlerweile so ausgereift, dass man sich auf diese Informationen blind verlassen kann. Entsprechend steigt die Nutzungsrate.

Zunehmen wird in den Städten zukünftig wohl auch die Zahl von Nutzern, die sich auf derartige Navigation blind verlassen müssen. In Soest wird seit 2010 an dem Projekt „Guide4Blind“ gearbeitet. Mit dessen Hilfe sollen Blinde und sehbehinderte Menschen das touristische Angebot der nordrhein-westfälischen Kreisstadt erkunden können. „Guide4Blind ist Teil der Initiative NAV4BLIND und ein Infrastruktur-Forschungsvorhaben, das unsere Region touristisch fördern soll“, erklärt Projektleiter Jörn Peters vom Katasteramt des Kreises Soest. Mit der Entwicklung barrierefreier Tourismusanwendungen und verkehrsmittelübergreifender Navigationslösungen für blinde und sehbehinderte Menschen hat sich das Vorhaben die Verbesserung der Mobilität und der Lebensqualität dieser Menschen zum Ziel gesetzt.

„Die Region Soest wird so zu einem vorerst einzigartigen Ort in Deutschland“, freut sich Peters. Auch dieses Alleinstellungsmerkmal war einer der Gründe, dass „Guide4Blind“ zu den Gewinnern des Tourismuswettbewerbs Erlebnis.NRW zählt und deshalb im Rahmen des NRW-EU Ziel2-Programms mit 1,6 Millionen Euro gefördert wird.

Mittels Geräuschen, die denen eines Geigerzählers gleichen, und Vibration werden die Nutzer zu ihren Zielen geleitet. „Die Anwendung sorgt dafür, dass die Personen in einem Korridor von wenigen Dezimetern geführt werden. Droht der Benutzer diesen Korridor zu verlassen, gibt das Gerät Anweisungen und Hilfestellungen bei der Wegführung“, beschreibt Peters das Grundprinzip. Zugrunde liegt diesem ein technischer Mix aus hochgenauer Vermessung und blindengerechter Kartografie, satellitengestützter Positionierung, funktechnischer Ortung in Gebäuden und spezieller Kommunikationsverfahren, deren Übermittlung auf der RFID-Technik (Radio Frequenz Identifizierung) fußt.

Damit werden in Soest geeignete touristische Rundgänge durch die Altstadt mit Hilfe eines GPS-Systems, die gezielte Einbeziehung und Nutzung des ÖPNV durch Kommunikation zwischen einem mobilen Endgerät eines sehbehinderten oder blinden Menschen und den Bussen sowie die Installation von geführten Tandemradrouten unter Einsatz mobiler Endgeräte realisiert. „Das System soll eine Art virtueller Handlauf für blinde Menschen sein, die sich dann freier in der Stadt bewegen können.“

Das sollen mit Hilfe des Soester Pilotprojekts zukünftig auch die zurzeit gut 145.000 blinden und 1.200.000 stark sehbehinderten Menschen, die außerhalb Soests in der Bundesrepublik leben. Nachhaltig wirkt die Basisarbeit von Peters mit seinem Team und den Partnern aber auch für andere Zielgruppen. Denn die Verbesserungen hinsichtlich der Bedienbarkeit und der Benutzerfreundlichkeit von touristischen Informationssystemen für blinde und sehbehinderte Menschen können auch für ältere Menschen mit Behinderungen oder für jüngere Menschen mit Konzentrationsproblemen, Leseschwächen oder geringer Schulbildung interessant werden.


Kontakt

Guide4Blind
Kreis Soest
Hoher Weg 1-3
59494 Soest
Tel. 02921 30-23 17
guide4blind(at)kreis-soest.de
www.guide4blind.de/